Mit großer Enttäuschung und wachsendem Unverständnis nehmen wir, die katholische Jugend, die geplante Schließung des Jugendpastoralen Zentrums „GleisX“ in Gelsenkirchen zur Kenntnis. Diese Entscheidung wurde ohne Rücksprache mit der katholischen Jugend und der Stadtkirche vor Ort getroffen. Sie steht im krassen Widerspruch zu den Werten und Zielen, die „GleisX“ über Jahre hinweg vertreten hat, und ignoriert die positive Entwicklung des Standorts in den letzten Monaten.
Insbesondere irritiert uns, dass das Bistum Essen „GleisX“ in einem Artikel von 2022 anlässlich des zehnjährigen Bestehens noch als Vorzeigemodell für moderne Jugendpastoral und als Ort für Begegnung und Inspiration lobte. Trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie, die viele kirchliche Angebote vorübergehend in ihrer Wirkung geschwächt hat, hat „GleisX“ sich seither eindrucksvoll erholt. Die Besucherzahlen, die während der Pandemie erwartungsgemäß zurückgingen, haben mittlerweile wieder ein Vor-Corona-Niveau erreicht, wenn nicht sogar überschritten. Dies zeigt deutlich, dass „GleisX“ einen großen Bedarf deckt und weiterhin ein zentraler Ort für Jugendliche und junge Erwachsene ist – besonders in einer Stadt wie Gelsenkirchen, die von sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt ist. Hier ist „GleisX“ nicht nur ein spiritueller Raum, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft, der jungen Erwachsenen Orientierung und Hoffnung gibt. Die Schließung dieses einzigartigen Zentrums ist ein schmerzlicher Verlust für die gesamte Region und nimmt gerade denjenigen, die es am dringendsten brauchen, eine zentrale Unterstützung.
Die katholische Kirche sieht sich seit Jahren mit einer zunehmenden Zahl von Kirchenaustritten konfrontiert. Eine Entscheidung wie diese wird diesen Trend nur weiter verschärfen. Statt Orte zu erhalten, an denen junge Erwachsene auf Augenhöhe Kirche erleben und mitgestalten können, schließt man eines der erfolgreichsten Modelle moderner Jugendpastoral.
Besonders unverständlich ist die Begründung, dass die ohnehin knappen personellen Ressourcen künftig auf das gesamte Bistum ausgeweitet werden sollen und Gelsenkirchen deshalb aufgegeben wird. Das Bistum Essen hat klargestellt, dass es keine zusätzlichen finanziellen Mittel bereitstellt, um mehr Personal einzustellen. Statt kreative Lösungen zu finden, wird ein funktionierender und erfolgreicher Standort geschlossen. Dieser Ansatz verdeutlicht eine beängstigende Prioritätensetzung: Finanzielle Überlegungen scheinen wichtiger zu sein als ein äußerst relevantes Angebot für eine Zielgruppe aufrechtzuerhalten, die die Zukunft der Kirche ist und bleiben soll.
Wir sind uns bewusst, dass angesichts der bestehenden Machtstrukturen eine Rücknahme der Entscheidung unwahrscheinlich ist. Dennoch fordern wir nachdrücklich den Erhalt der Angebote, die „GleisX“ ausmachen, in einer alternativen Struktur oder an einem anderen lokalen Ort. Dabei erwarten wir, dass die katholische Jugend aktiv in den Prozess eingebunden wird. Sollte dies nicht möglich sein, verlangen wir ernsthafte Unterstützung durch das Bistum, um die Arbeit von „GleisX“ in anderer Form fortzuführen.
Es ist Zeit, dass die Kirche ihren Worten über die Bedeutung der Jugend Taten folgen lässt. „GleisX“ hat gezeigt, wie Kirche nahbar, modern und relevant sein kann. Die katholische Kirche spricht oft davon, dass die Jugend die Zukunft ist – aber dieser Aussage müssen auch Taten folgen. Es ist unsere Pflicht, darauf hinzuweisen, dass diese Entscheidung nicht nur Gelsenkirchen trifft, sondern den gesamten kirchlichen Auftrag, besonders in sozialen Brennpunkten, in Frage stellt. Wir appellieren an die Verantwortlichen, über die langfristigen Folgen dieser Schließung nachzudenken und uns, die Jugend, als aktive Mitgestalter ernst zu nehmen. Wenn die Kirche ihre eigene Zukunft ernst nimmt, muss sie Orte wie „GleisX“ bewahren und fördern, anstatt sie aufzugeben.
Die Jugend ist die Zukunft der Kirche – lassen Sie uns diese Zukunft nicht aufgeben.
Für den Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Gelsenkirchen
Maximilian Peis, Lukas Geier, Jeremy Brauer